Zurück

ACD - WeltCon
im Anne-Frank-Haus in Oldau-Hambühren/Niedersachsen vom 9. - 11. August

von Ernie

Mit Genießerblick...

Der kurze Weg zum großen Glück

Stefan stellte sein Navi zur Verfügung. Marion hätte ebenfalls eines gehabt. Die Routen-Recherche hätte ich mir sparen können, dennoch: Technik ist störanfällig, der Conort könnte abseits aller bekannten Pfade liegen oder der Himmel uns auf den Kopf fallen. Der Papierausdruck und die Karte im Petto können nicht schaden.

Nach der Hälfte der Strecke ein kurzer Mampf-Stopp. Es gibt Kuchen (Marion), ein Tellergericht (Stefan) bzw. ein Matjesbrötchen (Ernie). Der Parkplatz vor der Raststätte ist voll mit Schwarzgekleideten. Sieht nach einem Goth-Festival1 aus. Zufällig trage ich ein schwarzes T-Shirt mit Darstellung der Midgardschlange und meine geliebten luftigen Sommerbaggies in Tarnfleck. Ob dieses Outfits werde ich mit freundlichen Blicken bedacht. Sogar die Biker vom Nebentisch verabschieden sich mit einem netten "Tschüß". So kann's gerne weitergehen. Überhaupt: die Fahrt kommt mir viel kürzer vor als die Jahre zuvor. Liegt es an der Begleitung, am sonnigen Wetter, an dem Gedanken was auf mich zukommt oder alles zusammen?

Am Hinweisschild zum Anne-Frank-Haus fahren wir vorbei um uns in dem von Gero empfohlenen Supermarkt mit Grillgut einzudecken. Alles ist entspannt. Alle sind gut drauf.

Mit diesem Feeling geht's den kurzen Kilometer Landstraße zurück, dann rechts dem Schild folgend und finden kurz darauf das weitläufige Gelände mit mehreren Gebäuden. Wir sind nicht die Ersten, das heißt es sind schon ACDler zum Umarmen da. Marion und ich klappern die Schlafräume ab und stellen fest, dass die Cliquen sich weitgehend schon gefunden haben. Gero schickt uns ins Hauptgebäude, wo weitere Betten reserviert sind. Im dritten Anlauf landen wir in einem großzügigen, hell und zweckmäßig eingerichteten Viererzimmer, dem Khasurn der Ragnaari2 gewidmet und mit exklusivem Blick auf das Veranstaltungsgelände. Wir okkupieren die Stube, beziehen unsere Betten und sind gespannt, wer sich uns zugesellen wird.

Es geht los

Nach und nach treffen die üblichen Verdächtigen ein, alle herzen sich, es wird geplaudert und gegrillt. Herrlich. Und das ganze Wochenende liegt noch vor mir.

Ein paar Worte zum Gelände: wir sind nicht die Einzigen im Anne-Frank-Haus des CVJM an diesem Wochenende. Chorsänger im gesetzteren Alter treffen sich und üben am Abend und am Samstag im Nachbargebäude. Eine schlanke Seniorin fragt neugierig, ob ich auch zum Singen gekommen sei. "Nein", antworte ich, "zum Feiern." Die Grey Lady sehe ich nächsten Morgen kurz im Speiseraum der Haupthauses wieder, als wir in der großen Küche die Zutaten zum Frühstücksbuffet abholten. Später erzählt Gero, dass auf dem Gelände auch ein Ableger jenes Baumes steht, den Anne Frank vom Fenster ihres Verstecks sehen konnte. Am Tag drauf entdecke ich die junge Kastanie und mache ein Foto.

Das Absingen der Atlan-Hymne erfolgt am Abend mit Bild- bzw. Beamer-Unterstützung zwecks Textsicherheit und mit Playback à la Karaoke. Die Flagge der Großen Imperiums wird feierlich ausgebreitet und mangels Fahnenmast an den Flipchart gehängt. Die offizielle Eröffnung leistet Rüdiger in Trappatoni-Manier. Das Lachen dürfte die Sänger im Nebengebäude ebenso beeindruckt haben wie zuvor der Chorgesang uns.

Zeit den proppenvollen Versteigerungstisch anzugehen. Es stapeln sich vor allem DVDs, viele Comics und Bücher. Der eine oder andere scheint die Regal bei sich zuhause leergeräumt zu haben. Ein bisschen beschleichen mich Zweifel ob Achim das am nächsten Abend alles unter die Leute bringen wird. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: er wird tatkräftige Unterstützung haben.

Gegen elf Uhr abends bin ich an diesem Freitag bereits 18 Stunden in Aktion. Trotz aller Bemühungen schaffe ich es nicht bis Mitternacht die Augen aufzuhalten. Ich verabschiede mich und verpasse das traditionelle Mitternachtsarmdrücken.

Bevor ich mich Morpheus3 hingebe, fange ich und entlasse sogleich einen verirrten riesigen Nachtfalter in die Freiheit des nächtlichen Oldau-Hambühren.

Da fällt mir auf: Hambühren klingt dem Wort hahnebüchen verdächtig ähnlich.

***

Der nächste Morgen beginnt mit ... Kaffee machen. Nach dem ersten Becher des psychotropen Wachmachers geht das bisschen Aufräumen leicht. Offenbar hatte schon am Abend vorher jemand die ärgsten Spuren nächtlicher Exzesse beseitigt.

Sukzessive erscheinen die ACDler in diversen Stadien zwischen Fast-Koma und halbwegs wach um sich den Herausforderungen des Con-Samstag zu stellen. Die erste Quest besteht darin, die Zutaten für das Frühstück aus dem Haupthaus herbei zu schaffen, was ein paar von Gero handverlesene Recken (m/w) mit Bravour meistern und deshalb mit einem ebenso kräftigendem wie schmackhaftem Entree in den Tag belohnt werden. Es folgt das obligatorische Bestücken der Geschirrspülmaschine, doch so genau will dann das dann sicher doch keiner wissen ...

Da das Fußballspiel etwas auf sich warten lässt, frage ich Marion Löcher in den Bauch. Dieser Prozedur hatte sie am Freitag mutig zugestimmt. Das Ergebnis ist eine kleine Vorstellung fürs nächste Intra. Vielleicht kann man das mit weiteren ACDlern fortführen?

Als wir zurückkommen ist das Turnier schon im vollen Gang. Trotz farbigem Leibchen fällt dem einen oder anderen die Zuordnung als Mitspieler oder Gegenlager nicht einfach, was zu Kommentaren wie "ihr seid in einer Mannschaft!" veranlasst. Als nach der Verlängerung immer noch kein Sieger feststeht entscheidet das 4-Meter-Schießen. Unter gruppendynamischen Aspekten betrachtet ist Fußball geeignet Freunde zu entzweien und lässt Rivalen sich umarmen. Die so entstehenden Pseudo-Feindschaften und Zweck-Allianzen sind allerdings nur von kurzer Dauer.

Erstmalig wird auf einem ACD-Con eine Live-Version von "Blokus" gespielt, bei man mittels farbiger, verschieden geformter Setzsteine einen Teil der Spielfläche gegen andere abgrenzen und sie in ihren Möglichkeiten die eigenen Steine zu legen beschränken muss. Wir dürfen, um weitere Setzsteine und damit mehr Setzvarianten zu erlangen die auf dem Gelände versteckten Fragen beantworten. Parallel dazu läuft allerdings schon das Setzspiel. Nachdem ich ein paar der Fragen gefunden und ein Teil sogar beantwortet hatte, konzentrierte ich mich auf die Taktik der Platzierung der Steine unseres Teams. Lief recht gut und wir sicherten uns den zweiten Platz. "Blokus" steht übrigens für das "Welt" im "ACD-WeltCon": die Farben repräsentieren verschiedene Nationen: Gelb für Andorra, Rot für die Mongolei, Blau für die Niederländischen Antillen und Grün steht natürlich für Nicaragua.

Es wird wieder gegrillt. Weil ich die letzten Jahre mehrfach die ebenso kunst- wie liebevoll zubereiteten Beilagen der BBQ-Cracks bewundern dürfte, hatte ich mir im nahen Supermarkt Salat, Tomaten und Mozarella eingekauft. Mit Pfeffer und Salz und dem von Marion spendierten weißen Balsamico ergibt das einen leckeren, bunten Salat als Vorspeise.

Szenen eines Cons

Wir sind hier auf dem ACD WeltCon 2013. Wir sprechen mit zwei Rauchern, die kurz nach dem Regenguss draußen stehen um ihrer Sucht zu frönen. Meine Frage an Gero und an Petra: Fühlt ihr Euch als Raucher hier auf dem WorldCon gemobbt, weil ihr mit der Lulle nach draußen müsst?

GG: auf keinen Fall!

PS: nein

GG: wir sind an der frischen Luft. Die Sonne scheint. Während die ganzen Nicht-Raucher noch drinsitzen, sind wir schon draußen ...

PS: ...und genießen die Sonne und die frische Luft ...

GG: ... und genießen das Wetter. Phantastisch! Viel besser!

Das würde in der Konsequenz bedeuten, dass ihr Euch noch mehr Regen wünscht ...?

GG: Können wir das Thema wechseln?

PS: (lacht)

Petra hat eine wichtige ökologische Ergänzung.

PS: Wir sind echte Naturforscher. Wir schauen den Amseln beim Regenwürmer-Suchen zu.

GG: Drossel!

(es folgt eine Diskussion darüber, ob es sich bei dem auf dem die Rasenfläche absuchenden Vogel um eine Amsel oder eine Drossel handelt).

GG: ich glaube, alle Amseln sind Drosseln ...?

PS: ja!

Der hinzukommende Jörg bringt als möglichen Parameter zur Klärung ein, dass man die Art am spezifischen Hoppeln erkennt.

GG: Weil es auf dem linken Fuß mehr hoppelt; kann man eindeutig ... nee, jetzt hat's die Richtung gewechselt.

JD: Ja.

GG: ... ohne Regenwurm.

JD: grabt doch einen aus, wenn Du einen Regewurm für das arme Tier haben willst.

PS: Die ganzen Nichtraucher trauen sich jetzt auch raus und wundern sich, dass die Sonne scheint. (Petra mit der scharfsinnigsten Bemerkung dieses Tages)

Der Regen hat in mehrfacher Hinsicht das Con-Programm durcheinander gebracht. Ein mit Kreide mühsam auf das Pflaster gezeichnetes Spielfeld wurde weggewaschen. Jörg Dirks weint.

Kurt hat Spaß ... wir auch

Am Nachmittag trifft Kurt ein. Nach dem Plaudern übernimmt er den Quiz. Die Fragen haben's in sich, holla. Trotz seiner Beteuerung, dass die vier Farben der Karten, auf die er die Fragen notierte, keine Bedeutung haben, neigt man zur wiederholten Wahl einer bestimmten Couleur, vielleicht um das Glück zu erzwingen. Bevor er eine Frage stellt, liest der Quizmaster sie lautlos für sich und gibt seinem stillen Vergnügen mit einem leisen Lachen oder sanftem Lächeln Ausdruck. Das veranlasst jemanden zu der despektierlichen Bemerkung "Na, Hauptsache Du hast Deinen Spaß", was Kurt umgehend mit einem Tadel und Eintrag im Klassenbuch ahndet. Letztendlich werden fast zwei Drittel der zu einem nicht geringen Teil dem Atlan- und Perry-Kosmos sowie dem Fandom allgemein entsprungenen Quizfragen richtig beantwortet. Das ist kein sooo schlechter Schnitt. Eine der Fragen war z. B. "7cm John de Lancie", die Deutungen recht abenteuerlich. Die richtige Lösung ... überlegt mal eine Weile. Sie steht in der Fußnote4. Die Antwort auf eine andere Frage konnte BiFi korrigieren. Merke: Hessisch-Sibirien ist nicht dasselbe wie Hessisch-Kongo, jedoch beides Synonyme für Con-Orte des ACD.

Nach dem abendlichen Grillen melde ich mich für einen Verdauungsspaziergang ordnungsgemäß bei Gero ab. Seine Fürsorge ist so groß, dass er Marion und mich nicht alleine durchs gefährliche Oldau-Hambühren schlendern lassen will. Der Kurztrip führt uns an die Ufer der Aller zum einzigen Wasserkraftwerk Norddeutschlands, das noch so erhalten ist wie es gebaut wurde, und ein Stück Weg über die Fußgängerbrücke hinweg. Die Landschaft versetzt Gero in nostalgische Stimmung. Er beichtet, dass er hier seinen ersten Joint rauchte. Darf ich zitieren? Ja, ich darf.

Vor der Versteigerung werden Urkunden verteilt. Dann geht's los mit Feilschen, Tricksen, Bieten und Überbieten. Achim stellt einmal mehr klar: Hand über Schulterhöhe = Gebot. Rüdiger assistiert beim Zusammenstellen der Versteigerungspakete, Antje übernimmt zwischendurch Achims Auktionatorjob, als dieser Anne zum Bahnhof fährt. Das erste Gebot für das erste Versteigerungspaket kommt von Herbert. Herold ersteigert mehrere Staffeln "Friends" und lässt damit Antjes 1-Euro-Traum platzen. Ich selbst kam mit einer nicht ganz vollen Kiste Versteigerungsgut und gehe mit drei vollgestopften Taschen aus der Chose raus. Die Versteigerung am Samstagabend ist für mich immer das Highlight eines ACD-Cons.

Und schließlich überrascht Rüdiger mit der Reaktivierung eines ACD-Brauchs aus grauer Vorzeit, als die Mitglieder noch in den Bäumen nächtigten und ihr Grillfleisch erjagen mussten ...

Die Verleihung der Ehren-Attis !    (Anm. des Webman: Die Laudatios gibts separat!)

Das ist das Ende

Der Con-Sonntagmorgen ist eigentlich gar nicht so traurig, wie er immer dargestellt wird. Die freiwilligen Saubermacher kommen zwar kaum mit Wischen der tränennassen Fußböden nach, doch irgendwann erkennt auch der letzte ACDler, dass jedem Ende ein neuer Anfang innewohnt und diesem Con ein weiterer folgen wird. 2014 übernehmen die Schapers die Rolle der Gastgeber. Um allen Eventualitäten zuvor zu kommen haben sie den Zellaktivator bekommen. Ich verrate nicht zuviel wenn ich hier schreibe, dass sich auch für die darauffolgenden zwei, drei Jahre bereits Todesmutige gefunden haben, die wild entschlossen sind sich in das Abenteuer ACD-Con zu stürzen.

Die Rückfahrt ... na ja, Autobahn eben. Kurze Rast an einer überfüllten Station, Stefan und Marion werden einigermaßen wohlbehalten zum Parkplatz in Wiesbaden chauffiert.

Zu einem Con des ACD gäbe es tausend Seiten zu schreiben, doch der Bericht und die Fotos kämen nie an das Erlebnis des selbst Dabeiseins heran. Das ist - wörtlich nehmen - unbeschreiblich. Wer nicht dabei war hat's verpasst. Aus die Maus. Unwiederbringlich vorbei und Ende.


Anmerkungen:

1 Das M'era Luna Festival vom 10.08.2013 - 11.08.2013

2 Perrypedia: Die Ragnaari sind ein altes arkonidisches Adelsgeschlecht. Aus ihren Reihen entstammen exzellente Wissenschaftler und mehr als 30 Dreifache Sonnenträger. Die Ragnaari stellten auch dreizehn Imperatoren des Großen Imperiums.

3 Morpheus, (griechisch Μορφεύς, von griechisch morphe "Gestalt") ist der Sohn des Hypnos, des Gottes des Schlafes in der Griechischen Mythologie. Er kann sich in jede beliebige Form verwandeln und in Träumen erscheinen. Sein Bett besteht aus Elfenbein und ist in einer dunklen Höhle gelegen. In manchen Sagenkreisen wurde er auch zusätzlich als Gott des einschlafenden Sterbens verehrt (nicht zu verwechseln mit dem Gott der Unterwelt Hades/Pluto). Sein Symbol ist die Kapsel des Schlafmohnes, aus der Opium hergestellt werden kann.

4 Q-Tipps!



Zurück